Zitat aus einem Interview der Augsburger Allgemeinen (gelesen hier):
Hager: Glasthermometer wurden um das Jahr 1995 durch elektronische Thermometer ersetzt. Und die reagieren deutlich sensibler auf Temperaturunterschiede, zeigen sie schneller an. Acht Jahre lang habe ich auf dem Lechfeld Parallelmessungen durchgeführt. Das Ergebnis war, dass die elektronischen Thermometer im Vergleich zu ihren Vorgängern im Schnitt eine um 0,9 Grad höhere Temperatur angezeigt haben. Man vergleicht also – obwohl man hier wie dort die Temperatur misst – Äpfel mit Birnen. Gesagt wird einem das nie.
Wer sich Thermometer-Temperaturgraphen ansieht, der sieht einen ziemlichen Anstieg in den 90er Jahren, aber auch schon davor:
http://woodfortrees.org/plot/hadcrut3vgl/from:1960
Ca. 0,2 Grad von 1995 bis heute. Kam das von der Umstellung auf die elektronischen Thermometer?
Im Vergleichen dazu Satellitenmessungen, bei denen es keine Umstellungen der Thermometer gab:
http://woodfortrees.org/plot/hadcrut3vgl/from:1979/mean:12/plot/rss/mean:12
RSS zeigt hier sogar einen Anstieg um ca. 0.3°C an.
Die elektronischen Thermometer wurden wahrscheinlich nicht mit einem Schlag weltweit ausgetauscht. Und man wird wahrscheinlich noch heute anderenorts Glasthermometer vorfinden.
Während die grüne Satellitenkurve ab 2000 wieder um ein zehntel Grad abfällt, bleibt die rote Thermometerkurve gleich, was eventuell mit auf die allmähliche Umstellung weltweit auf die elektronischen Thermometer zurückzuführen ist,
Wie kam es nun zu dem beobachteten Unterschied von 0.9°C? Der Meteorologe Hager berichtet von Messungen auf dem Lechfeld. Dort wird es wohl schnellere Temperaturwechsel gegeben haben als in geschützten Städten. Und deshalb fallen dort wahrscheinlich die Unterschiede wegen der unterschiedlichen Reaktionszeit nicht so auf. Dann kommt es noch auf den Zeitpunkt der Ablesung an. Geschieht sie während der Erwärmung oder wenn es schon einige Zeit warm war? Wie gesagt, das ist nur meine Vermutung.
90% aller Temperaturmesstationen stehen heute in Städten, laut Aussage vom kanadischen Meteorologen Dr. Ross Mc Kitrick. Also tragen Landmessungen eher nicht zum weltweiten Temperaturtrend bei. Das wäre ein weiterer Grund dafür, dass solche Messunterschiede nicht auffallen.
Weiterhin ist zu beachten, dass eine lokale Messreihe immer viel höhere Ausschläge hat als globale, denn es wird immer wetterbedingte Verschiebungen des Temperaturanstiegs und -abfalls geben. Aus Graden werden dann im Mittel Zehntelgrade.
Wenn elektronische Thermometer sich weltweit eingebürgert haben, dann kann sich die Verfälschung dadurch nur im Berich von unter einem Zehntel Grad der Globaltemperatur bewegen.
Wenn man eine lokale Temperaturmessreihe (also von einer Wetterstation auf ihre Stimmigkeit überprüfen wollte, müsste man:
- Herausfinden, wie die Station zu Beginn der Messreihen gelegen war
- die Messstation an einem Ort verlegen, der von der Lage die damalige Station widerspiegelt
- die Messungen mit der selben Ausrüstung (also Glasthermometer) und zu den selben Ablesebedingungen wiederholen
- und die so entstehende Messreihe mit der heutigen Station vergleichen.
Um nochmal auf die erste Kurve zurückzukommmen: Der starke Anstieg kommt einerseits von einer ungewöhnliche häufige Reihe von starken El-Ninos, die Wärmeenergie in die Atmosphäre gepumpt haben. Dieser Anstieg geht nun langsam zurück. Allerdings hat auch der städtische Wärmeinseleffekt einen Einfluss, denn die 90% aller Messtationen, die heute in städtischen Gebieten liegen, waren vor 100 Jahren bestimmt nicht in so warmen Umgebungen.
Ein interessantes wissenschaftlichen Papier zur beobachteten Änderung der Messergebnisse in Deutschland nach dem Wechsel von Glasthermometer auf elektronisches Messgerät findet man hier:
AntwortenLöschenhttp://wkserv.met.fu-berlin.de/Beilagen/2013/Autom%20WSt_Hager.pdf