Mittwoch, 6. Januar 2016

Warum ein El-Nin(y)o die globale Temperatur erhöht

Vor kurzem kam ich auf die sehr gute Erklärung des El Nin(y)o-Phänomens. Bob Tisdale beschreibt in leicht verständlichem Englisch anhand von 29 Bildtafeln was sich da abspielt. Nach der Lektüre war ich um einiges klüger:

https://bobtisdale.wordpress.com/2014/01/10/an-illustrated-introduction-to-the-basic-processes-that-drive-el-nino-and-la-nina-events/

Für meine geneigten Leser hier ein Versuch, es auf Deutsch zu erklären.


1. Der Normalzustand des Pazifischen Ozeans

Der Pazifische Ozean ist die größte Meeresfläche (mit dem größtenVolumen) der Erde. Er erstreckt sich vom amerikanischen Kontinent bis hin nach Australien fast um den halben Globus - 16.700km - und von Alaska bis zum Südpolarmeer.

Im Westen zwischen Asien, Indonesien und Australien hat der Pazifik die höchste Meerestemperatur der Welt - durchschnittlich 29°C. Darüber ist auch die Luft entsprechend warm. Sie steigt dort in die Höhe und saugt kalte Luft aus dem Osten an - also aus Richtung amerikanischer Kontinent.

Damit haben wir die ständig wehenden Passatwinde, die andauernd von Osten nach Westen wehen. Und zwar in zwei Bahnen: Oberhalb des Äquators von Nordosten nach Westen und unterhalb des Äquators von Südosten nach Westen.
Direkt am Äquator ist es eher still.

Die Passatwinde haben nicht nur den früheren Segelschiffen das Reisen erleichtert, sie bewirken noch viel mehr:

Sie schieben Meerwasser fast 17.000km nach Westen, und zwar so stark, dass bei Australien der Meeresspiegel um einen halben Meter höher liegt als an der amerikanischen Westküste.

Sie schieben die Wolken weg, so dass auf der langen Reise nach Westen die Sonne das Meerwasser andauernd von der Sonne erwärmt werden kann - bis in 100m Tiefe.

Deshalb bildet sich auch das o.g. Wärme-Meer zwischen Australien, Indonesien und Asien. Das warme Wasser wird dort nach unten gedrückt und reicht bis in 300 m Tiefe. 1 m³ Wasser kann 4000 mal soviel Wärme speichern wie 1m³ Luft. Deshalb hat man hier ein riesiges Wärmereservoir, dass die Atmosphäre aufheizen kann. Aber vorerst liegt es ja wie eine Blase im Meer, mit relativ kleiner Oberfläche.

An der amerikanischen Westküste wird durch das ständig nach Westen strömende Wasser ein Sog erzeugt, der kaltes und nährstoffreiches Wasser aus der Ozeantiefe heraufsaugt. Dort bildet sich eine sogenannte kalte Meerwasser-Zunge, die nur 20°C Durchschnittstemperatur hat.

Durch die ständig wehenden Passatwinde ist auch die amerikanische Westküste relativ wolkenarm und daher oft von Trockenheit bedroht.

Bisher ist das Beschriebene der Normalzustand und nicht der El Nino.


2. Wie entsteht nun der El Nino - der Sohn?

Mehrere starke Stürme oder Hurrikane können die Passatwinde unterbrechen.

Im Westen steht das warme Wasser eine halben Meter höher als im Osten - und das will nun zurück, weil kein Wind mehr schiebt. Warmes Wasser beginnt nun nach Osten zum amerikanischen Kontinent zu fließen. Es steigt kein kaltes Wasser mehr vor der Küste auf. Dafür steigt jetzt warmes Wasser aus der Wärmeblase des Wärmemeers zwischen Australien und Asien auf.

Das hat nun viele Folgen:

  • Vor dem amerikanischen Kontinent bildet sich ein Wärmemeer
  • Das emporsteigende und sich verteilende Wasser lässt viel Wasserdampf entstehen
  • Da die Passatwinde fehlen, bilden sich Wolken. 
  • Durch die erhöhte Wärmemenge entstehen auch Gewitter - und die bringen ersehnten Regen in die Trockengebiete.
  • Das aus der Wärmeblase aufsteigende warme Wasser verteilt sich auf der Oberfläche des Pazifischen Ozeans bis hin zur Arktis und zur antarktischen Meer, sowie in den Indischen Ozean. Auch dort erhöht sich die Luftfeuchtigkeit.
  • Die warme Meerwasser-Oberfläche erwärmt wiederum die Luft, welche warme Strömungen und erhöhte Feuchtigkeit an vielen Stellen rund um den Globus erzeugt.
  • Die entweichende Wärmemenge und Feuchtigkeit ist so hoch, dass sich die durchschnittliche Atmosphärentemperatur global um bis zu 0,4°C erhöht. Das ist auch die Antwort auf die Frage, warum der El Nino die globale Temperatur erhöht.
Das ist jetzt der El Nino, und der findet meistens im Dezember und Januar statt. Die Luftströmungen um den Globus dauern noch einige Monate an. Deshalb steigt meist die Globaltemperatur noch einige Monate an. Der El Nino findet nicht regelmäßig statt. Er tritt in Abständen von ca. 1-10 Jahren auf. 


3. Und nun folgt noch La Nina - die Tochter

Manche meinen La Nina wäre das Gegenteil vom El Nino. Doch das stimmt so nicht.

La Nina ist vielmehr der anfangs beschriebene Normalzustand des Pazifiks - in extrastarker Ausführung.

Nach der Entladung und Verteilung der Wärmemenge vor dem amerikanischen Kontinent kann nun wieder Luft zu dem noch immer wärmeren Wärmemeer zwischen Australien und Asien fließen - die Passatwinde beginnen wieder zu wehen - und zwar stark. 

Da der halbe Meter Höhenunterschied fehlt, fließt jetzt besonders viel Wasser nach Westen. Es wird besonders viel kaltes Wasser aus den Ozeantiefen heraufgesaugt. Die Kältezunge vor der amerikanischen Küste ist viel größer als normal. Diese kalte Wasseroberfläche nimmt viel Energie aus der Atmosphäre auf. Überall auf dem Globus gibt es jetzt viele kalte Luftströmungen - die Globaltemperatur sinkt.

Wenn sich die Wärmeblase im Wärmemeer zwischen Australien, Indonesien und Asien wieder aufgeladen hat, kehrt der Pazifik wieder zu seinem Normalzustand zurück:
  • Wasserstand im Westen einen halben Meter höher als im Osten
  • Ständige Passatwinde von Osten nach Westen
  • Kaum Wolken, Sonne heizt das Wasser in bis zu 100m Tiefe auf.
  • Wärmemeer im Westen mit Wärmeblase bis zu 300m tief.
  • Kaltwasserzunge vor den Tropen des amerikanischen Kontinents.

Noch einiges gibt es zu beachten:

Es gibt schwache und starke El Ninos und schwache und starke La Ninas. Nach schwachen El Ninos kann es starke La Ninas geben und umgekehrt. Manchmal bleiben La Ninas nach El Ninos aus. Dann bleibt die Temperatur länger in der Atmosphäre. 

Das jetzige hohe Temperaturniveau könnte auch zu einem Teil eine Folge von mehreren starken El Ninos mit nachfolgenden schwachen oder fehlenden La Ninas sein. Auf jeden Fall sind El Ninos mächtige Wetterereignisse, die das Globalklima für Monate oder länger beeinflussen.


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